Wer war eigentlich Marie Schulz?
Parlamentarierin und Aktivistin für Mädchenbildung
*16.9.1882 in Bunzlau
†19.1.1935 Hindelang im Allgäu
-stammte aus bürgerlichen Verhältnissen
-studierte in Jena, Berlin und Freiburg Geschichte, Deutsch und Geographie
-1908 Promotion in Geschichte
-1912 startete sie ihre Laufbahn als Lehrerin in Gera
-seit 1918 Mitglied der Ortsgruppe DDP in Gera
Zwischen 1919/20 wirkte sie im Landtag Reuss mit und war 1920-1928 im Thüringer Landtag vertreten.
Marie Schulz war Vertreterin der bürgerlich-gemäßigten Frauenbewegung.
Ihre Themen waren Mädchenbildung, die Verbesserung des Schulsystems, mehr Mitsprache von Expertinnen bei Gesetzesänderungen und besserer Zugang von Frauen in juristische Berufe.
Sie setzte sich für den Schutz schwangerer Arbeiterinnen, arbeitender Mütter und für bessere Hebammengesetze in Thüringen ein.
Schulz galt als besonders zuverlässig in Gesetzesausschüssen, als gewandte Rednerin und praxiserfahrene Expertin in Fragen von Bildung
1928/29 kehrte sie in den Schuldienst an der Mädchenschule in Gera zurück. Sie versuchte dort, die akute soziale Not von Kindern um 1929-32 im Schulalltag zu mildern.
1933/34 verlor sie im Rahmen der "Prüfung der politischen Biographien von Beamt:innen" durch die Nationalsozialisten ihre Stellung. Mädchenschulen wurden ab 1933 zum größten Teil geschlossen.
Sie lehnte einen Wechsel an eine gemischte Schule ab und wurde mit 51 Jahren in den Zwangsruhestand versetzt.
Einige Monate später starb sie im Januar 1935 im Allgäu.
Warum lohnt es sich, sich an Marie Schulz und ihre Arbeit zu erinnern?
Marie Schulz war eine der ersten Parlamentarierinnen in Thüringen und eines der Gründungsmitglieder der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Zudem war sie eine der ersten Historikerinnen, die in der Mediavistik promovierte.
Die Themen, die sie beschäftigten, sind heute noch sehr aktuell.
Mit ihren politischen Aktivitäten setzte sie sich für bessere Bildungsmöglichkeiten und Karrierezugänge von Frauen und die Verbesserung der Geburtshilfe in Thüringen ein.
Sie sprach sich in ihrer Frauen- und Bildungspolitik aktiv gegen Antisemitismus aus und vertrat diese Position auch in ihren Reden im Landtag.
Zum Weiterlesen:
-Heike Stange: Die parlamentarische Arbeit von Frauen in Thüringen und ihre politischen Biografien, in: Thüringer Landtag(Hrsg.): “Jetzt endlich können die Frauen Abgeordnete werden”. Thüringer Parlamentariarinnen und ihre Politik, Weimar 2003.
-Marie Schulze: Die Form des Geschichtswerks in der Auffassung der Geschichtsschreiber des Mittelalters (VI.- XIII. Jahrhundert) und ihre Abhängigkeit von der Rhetorik, Berlin 1909. , Diss.phil. Freiburg 1909.
-Silvia Palatschek: Die Geschichte der Historikerinnen : zum Verhältnis von Historiografiegeschichte und Geschlecht, in Freiburger Frauenstudien 20 (2007).
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