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Wer war eigentlich Johanna Buchholz?

Wer war eigentlich...? Reihe 2023

Unternehmerin und Pionierin im klassischen Weimar

*1748
† 1822

Ende des 18.Jhrs. war Feuerbekämpfung ein großes und wichtiges Projekt in Weimar und ganz Thüringen.
Weniger bekannt ist aber: eine Frau lieferte das notwendige Material!

Um 1800 wurden im Herzogtum Sachsen-Weimar Eisenach neue Versuche unternommen, die städtische und regionale Feuerbekämpfung auszubauen und zu institutionalisieren. Hierfür benötigte man neue Technologien und Materialien, um Feuerbekämpfung schneller und effektiver zu machen.

Johanna Söllner wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf. Ihr Vater besaß eine Ziegelei. 
1763 heiratete sie den Apothekenbesitzer Wilhelm Buchholz- die Ehe wurde später geschieden.

1781 gründete Johanna Buchholz eine Schlauchweberei und bekam den Auftrag für die Herstellung von Löschschläuchen- wie sie das schaffte ist unklar. 
Ihre männliche Konkurrenz war zuvor an der Aufgabe gescheitert.

In ihrer Fabrik wurden regionale Rohstoffe mit neuen Techniken verarbeitet und das brachte wirtschaftliche Erfolge.
Die Garnspinnerei expandierte schnell- bald waren ihre Produkte über Thüringen hinaus, z.B. in Bremen bekannt.
Die Unternehmerin führte Qualitätsstandards ein, inserierte erfolgreich Werbung in Zeitungen und setzte sich mit Humor und Selbstbewusstsein gegen die männliche Konkurrenz und zahlreiche Anfeindungen durch.
Trotz großem Gegenwind sicherte sie sich bis 1789 die Rechte, alle Schläuche für die Feuerbekämpfung im Land zu liefern-ein großer Erfolg für die Wirtschaft und die Feuerbekämpfung.

Darum sollten wir ihr mehr Beachtung schenken:

Johanna Buchholz gründete eine eigene Fabrik und sicherte sich sofort einen großen staatlichen Auftrag zu einer Zeit, in der Unternehmensführung offiziell Männersache war.
Sie trat selbstbewusst auf und setzte sich mit diplomatischem und politischem Geschick gegen die männliche Konkurrenz durch.
Als Personal stellte sie z.B. arme Bevölkerungsteile und körperlich beeinträchtigte Veteranen ein.
Sie führte ihren Betrieb eigenständig-und das als geschiedene Frau- eine Seltenheit zu dieser Zeit.
Dank ihr konnte die organisierte Feuerbekämpfung revolutioniert und flächendeckend in ganz Thüringen ausgebaut werden.

Zum Weiterlesen

Marcus Ventzke: “Dr. Buchholzin” und andere Unternehmerinnen im klassischen Weimar, in: Julia Frindte/Siegrid Westphal (Hg.): Handlungsspielräume von Frauen um 1800, Heidelberg 2005, S. 341-360.

Stefanie Freyer, Katrin Horn, Nicole Grochowina (Hg.): FrauenGestalten Weimar- Jena um 1800, Heidelberg 2009, S. 96-99.

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