Fachtag: Alles gut auf dem Land? Geschlechtsspezifische Gewalt im ländlichen Raum
Fachtag des Landesfrauenrats Thüringen zeigt Bedarfe gewaltbetroffener Personen im ländlichen Raum auf
Gemeinsam mit über 85 Teilnehmenden haben wir uns als Landesfrauenrat Thüringen am 25.10.2025 dem Schwerpunkt Geschlechtsspezifische Gewalt im ländlichen Raum gewidmet. Die hohe Teilnehmendenresonanz bestätigt, der Bedarf zu dem Thema zu diskutieren und Angebote weiterzuentwickeln, ist riesig.
Der Fachtag begann nach einer Begrüßung der Vorsitzenden des Landesfrauenrats, Julia Hohmann, mit Grußworten von Tina Rudolph, Staatssekretärin im Thüringer Sozialministerium, und Sarah Brückner, Geschäftsführerin der Thüringer Landfrauen. Am Vormittag haben zwei Fachvorträge zu geschlechtsspezifischer Gewalt und den besonderen Herausforderungen auf dem Land stattgefunden: Prof. Regina-Maria Dackweiler hat Präventionsansätze für den ländlichen Raum aufgezeigt und Anke Kock das Best-Practice-Projekt der Landgrazien aus Schleswig-Holstein vorgestellt: Die Landgrazien fahren mit einem Handwerkerbus über die Dörfer und beraten so mobil und niedrigschwellig vor Ort.
Am Nachmittag erwarteten die Teilnehmenden Workshops mit den Referentinnen des Vormittags zu Prävention und Öffentlichkeitsarbeit im Gewaltschutz sowie zu sexualisierter Gewalt mit Annabell Seifert, Beratungs- und Interventionsstelle MißMut aus Sachsen-Anhalt. Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion mit Jane Croll (gleichstellungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag), Maria Dabrunz (Kriminologin der Thüringer Polizei), dem Gleichstellungsbeauftragten des Weimarer Landes, Martin Reinhardt, und der Leiterin des Frauenzentrums Bad Salzungen, Mia Schlotzhauer. Zudem gab es Dialogformate mit Vertreter:innen der Thüringer Frauenhäuser und Interventionsstellen, sowie des Projekts A4 zur Männerberatung und des Projekts Orange zur Täterberatung, die ihre Erfahrungen vorstellten.
Als Probleme für den ländlichen Raum wurden lange Anfahrtswege zu Hilfsangeboten, aber auch traditionellere Rollenbilder benannt. Die engeren Bekanntheitsverhältnisse können sowohl von Vorteil als auch von Nachteil sein. Einerseits kann es schwerfallen, Täter:innen anzuzeigen, die eine zentrale Rolle in der Dorfgemeinschaft einnehmen - aber auch sich Hilfe zu suchen, wenn zu Beratungskräften eine persönliche Bekanntschaft besteht. Andererseits bieten Näheverhältnisse auch Chancen – etwa, wenn Probleme frühzeitig erkannt, soziale Rückzüge bemerkt und bestehende Netzwerke aktiv zur Unterstützung genutzt werden.
„Wir haben heute gesehen, wie viel Engagement und Potenzial in Thüringen da ist, um ein effektives Hilfesystem auf dem Land aufzubauen. Jetzt ist es wichtig, diese Kräfte zu bündeln“,
Die Veranstaltung wurde von Dr. Franziska Wittau, Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung, moderiert und fand im Eiermannbau in Apolda statt. Wir bedanken uns für das rege Interesse und bei allen Mitwirkenden, die den Fachtag möglich gemacht haben.




















